Bereits seit einer Woche bin ich
Schüler an der englischen Schule „Hailsham Community College“
und ich kann glücklicherweise noch
nicht sagen, dass ich es hasse zur Schule zu gehen.
Nun aber erst einmal ein paar Fakten zu
meinem ERSTEN Schultag:
Alles begann damit, dass ich zu spät
zur Schule kam, weil ich auf der falschen Straßenseite und damit an
der falschen Bushaltestelle stand. Bis ich meinen fatalen Fehler
bemerkt hatte und die Straßenseite wechselte, hatte ich den richtigen Bus allerdings schon verpasst. Zu meinem Glück ist keinem aufgefallen,
dass ich 20 Minuten zu spät war, denn als ich den Gemeinschaftsraum
der "6th-form" (12. und 13. Klasse) betrat, tauchte ich in ein riesiges
Chaos aus Schülern ab, die noch längst nicht, wie ursprünglich von
mir befürchtet, in ihren Klassenräumen waren. Während ich
versuchte mich zu anderen EF-Schülern durchzudrängeln, wurden im
Hintergrund die Namen der Schüler ausgerufen, welche sich dann ihren
Stundenplan abholen mussten. Letzten Endes wurde auch mein Name
ausgerufen und mir der Zettel mit dem Stundenplan in die Hand
gedrückt, welcher so aussah:
Allerdings sieht mein aktueller
Stundenplan schon wieder komplett anders aus, denn ich war erst nach
4 maligem Wechseln komplett zufrieden damit. Zum Verständnis, alle
Schüler sind in den ersten beiden Schulwochen, also diese und
nächste Woche, dazu erlaubt, Änderungen an ihrem Stundenplan
vorzunehmen, wie sie wollen. Das funktioniert wie folgt, man geht zum
Leiter der "6th-form" und bittet ihn um eine Änderung, wie das
Tauschen von Fächern (ein Fach wird durch ein anderes ersetzt) oder
das Streichen eines Faches (nur möglich wenn man 4 Fächer hat).
Ihr könnt die Veränderungen zwar nur
sehr schwer nachvollziehen, aber es würde zu lange dauern, euch den
gesamten Prozess der Veränderung vorzustellen, darum hier nun
einfach mein aktueller Stundenplan:
(meine aktuellen Fächer sind: Drama=Schauspiel, Sociology & Business)
Wie ihr sehen könnt, muss ich
weiterhin Mathe machen und auch Englischstunden nehmen, in denen wir
uns mit Interpretation beschäftigen. -.- Wie ich das einschätze, verstehen
manche von euch vermutlich nicht mehr die Welt, weil es so aussieht, als hätte
ich jeden Tag nur 5 Stunden und überhaupt diese ganzen Freistunden,
darum nun mal etwas allgemeineres zum Schulsystem und meinem Platz
darin, bevor ich weiter von meiner Woche erzähle:
In England geht man bereits mit 4 oder
5 Jahren zur Schule (Grundschule), darum müssen Engländer statt 12
Jahren, 13 Jahre zur Schule gehen. Das wiederum heißt, dass ich hier
nicht in die 11. , sondern in die 12. Klasse gehe. Diese letzten beiden
Jahre, in denen die Schüler eine Schule besuchen, werden in der
sogenannten „6th-form“ zusammengefasst. Das bedeutet, wir sind
deutlich von den unteren Klassenstufen abgehoben. Wir müssen
beispielsweise keine Schuluniform mehr tragen, werden in abgetrennten
Gebäuden unterrichtet und sind generell mehr eine große
Gemeinschaft, als einzelne Klassenstufen. Ich habe übigens auch keine Klasse mit Klassenlehrer, sondern nur noch einzelne Kurse. Obwohl die Klassenstufen in
getrennten Klassen unterrichtet werden, habe ich viel mit Schülern
aus der oberen Klassenstufe zu tun.
(Außerdem sind alle englischen Schüler
sehr hilfsbereit und Dank ihnen, habe ich bisher immer alle Räume
pünktlich vor Unterrichtsbeginn gefunden.)
Ich weiß, mein Stundenplan sieht sehr
kurz aus, allerdings werden keine Doppelstunden angegeben. Jede
Stunde dauert 75 Minuten, also fast so lang wie eine Doppelstunde in
Deutschland. Alle „Freistunden“ sind eigentlich nicht als
Freizeitstunden, sonder als „study-lessons“ (Recherchestunden)
gedacht. Das heißt, man muss sich selbstständig mit seinem
Schulstoff beschäftigen und kann sich beispielsweise auf die nächste
Unterrichtsstunde vorbereiten oder Hausaufgaben erledigen. Zum Punkt
Hausaufgaben muss man auch noch einmal sagen, dass diese hier in
England sehr ernst genommen werden und man meist viele Hausaufgaben
kriegt. Es wird von den Lehrern als selbstverständlich angesehen,
dass man auf den Unterricht vorbereitet ist und die Hausaufgabe
erledigt auf dem Platz liegt. Ich weiß in Deutschland gilt diese
Regel auch, allerdings werden hier keine lahmen Ausreden akzeptiert
und Lehrer bestehen darauf einen Blick auf die Hausaufgabe zu werfen.
Letzten Endes ist das ganze Schulsystem einem Studium sehr nahe und
statt Verwirrung durch zu viele Fächer zu stiften, wird Wert auf das
tiefgehende „Eintauchen in die Materie“ der speziellen
Interessengebiete gelegt. Mathe habe ich weiterhin, obwohl ich es
nicht gewählt habe,weil alle Regierungen dafür unterschrieben haben, dass
jeder Austauschschüler, der in seinem Heimatland nicht das Abitur in
Mathe ablegt, die Prüfung während seines Auslandsjahres bewältigen
muss. In meinem Fall wäre dies zwar noch nicht das englische Abitur
(„A-level“), aber ich lege in manchen Fächern ein „AS-level“
ab, welches die Vorstufe zum „A-level“ ist.
In Mathe und Englisch lege ich das GCSE
ab, was man mit den deutschen BLFs in der 10. vergleichen kann, mit
dem einzigen Unterschied, dass die Prüfungen hier als Endnoten
genutzt werden, statt sie mit allen normalen Noten zu einem
Durchschnitt zusammen zu rechnen.
Ich schätze das war vorerst genug
Theorie, darum fasse ich die letzte Woche mit meinen Eindrücken mal
kurz zusammen:
Hier seht ihr mein tägliches
Frühstück.
(Von Müsli bin ich nur zu Haferbrei mit Obst
umgestiegen! Probiert es mal, ist sehr gesund.)
Vom ersten Schultag an wurde die Woche
Stück für Stück besser. Am schwierigsten war eigentlich der erste
Tag, denn man muss sich selbst echt sehr überwinden, um sich zu
trauen, ein Gespräch mit anderen englischen Schülern anzufangen.
Glücklicherweise gab es viele Schüler die an den neuen
Austauschschülern interessiert waren, sodass es letzten Endes auch
mal möglich war sich nicht nur mit EF-Schülern zu unterhalten. Ich
habe zwar schon ein paar englische Freunde, aber hauptsächlich
treffe ich mich mit EF-Schülern. Ich hoffe einfach, dass ich in
den nächsten Wochen ein paar von den englischen Leuten besser
kennenlernen und mich mit ihnen verabreden kann. Ich komme bisher
eigentlich sehr gut mit dem neuen Schulsystem klar. Es hat Nachteile,
zum Beispiel kommt man meistens erst sehr spät nach Hause, aber
eigentlich hat es größtenteils Vorteile, zum Beispiel nur Fächer, die einen wirklich interessieren, und ich finde diese Freistunden super. Außerdem
beginnt die Schule hier erst um 8.45, also eine Uhrzeit zu der man
meisten wacher ist, als 45 Minuten früher.
Heute ist Samstag und ich werde mir, neben
meinen Hausaufgaben, die "Cycling tour of Britain", die sogar durch
Eastbourn führt, ansehen.
Ich glaube mehr sollte ich auch nicht
mehr erzählen, denn dieser Post ist bereits sehr lang.
Ich schätze bald werde ich mal einen
Trip nach London zu meiner lieben Schwester machen, das heißt ihr
könnt euch schon auf einen langen, mit vielen Bildern bestückten
Post freuen
Eure Liska
Ps.: Eine Sache, die in Deutschland nie einer tun würde, die jedoch hier in England als selbstverständlich angesehen wird, ist dass man sich beim Aussteigen beim Busfahrer bedankt und ihm einen schönen Tag wünscht. In Deutschland würde man für solch eine Nettigkeit komisch angesehen werden. :'D
Viel Spaß in Old-England wünsche ich Dir...
AntwortenLöscheneMCe
Kommt zwar spät, aber danke! :))
Löschen